WANDERPARADIES ALMENLAND: AUF DEM SIEBENKÖGEL-RUNDWEG

Von Gipfelglück, Quellwasser und Almrausch – Eine Traumtour durch die steirische Bergwelt
Wer das Besondere sucht, findet es oft abseits der ausgetretenen Pfade. Der Siebenkögel-Rundweg im steirischen Almenland ist so ein verborgenes Juwel – eine Wanderung, die alles bietet, was das Wanderherz begehrt: sanfte Almwiesen, schattige Wälder, kulturhistorische Besonderheiten und atemberaubende Panoramablicke. Unsere Redaktion hat diese Perle für Sie erkundet und teilt ihre Eindrücke von einer Tour, die zu den schönsten Rundwanderungen der Steiermark zählt.
STECKBRIEF: SIEBENKÖGEL-RUNDWEG
- Länge: 14,5 km
- Dauer: 4:30 Stunden reine Gehzeit
- Höhenmeter: 580 hm
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Höchster Punkt: Plankogel (1.531 m)
- Beste Wanderzeit: Mai bis Oktober, bei Schnee als Schneeschuhwanderung
- Charakter: abwechslungsreicher Rundweg mit moderaten Steigungen
DAS ALMENLAND – ÖSTERREICHS GRÜNES HERZ
Das Almenland, im Nordosten der Steiermark gelegen, ist mit über 125 km² die größte zusammenhängende Almweide Europas. Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, erstreckt sich eine sanfte Hügellandschaft auf über 1.000 Metern Seehöhe. Die Region ist bekannt für ihre ursprüngliche Natur, die traditionelle Almwirtschaft und das berühmte Almenland-Almochsenfleisch – ein kulinarisches Highlight, das Sie sich nach der Wanderung nicht entgehen lassen sollten.
Der Naturpark Almenland, in dem unsere Wanderung stattfindet, vereint Naturschutz mit sanftem Tourismus. Hier grasen im Sommer über 2.000 Rinder auf saftigen Almwiesen – eine Kulturlandschaft, die seit Jahrhunderten von Menschenhand gepflegt wird und eine einzigartige Biodiversität aufweist.
UNSERE TOUR – EIN ERLEBNISBERICHT
Der Aufbruch – Frühmorgens am Holzmeister Lift
Es ist ein strahlender Frühlingsmorgen, als wir unsere Wanderschuhe am Parkplatz des Holzmeister Lifts schnüren. Die Luft ist klar, der Himmel tiefblau, und ein leichter Wind trägt den Duft von Almwiesen zu uns herüber. Obwohl der offizielle Startpunkt des Siebenkögel-Rundwegs die Stoakoglhütte ist, entscheiden wir uns für diese Variante und wandern im Uhrzeigersinn – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen wird.
Unser Rucksack ist gepackt mit Proviant, ausreichend Wasser, Sonnenschutz und einer Regenjacke – denn das Wetter in den Bergen kann schnell umschlagen. Die Kamera darf natürlich nicht fehlen, zu verlockend sind die Fotomotive, die uns erwarten.
Durch Almwiesen zum Schwoabauerkreuz
Vom Parkplatz aus folgen wir zunächst einem breiten Forstweg, der uns sanft ansteigend durch blühende Almwiesen führt. Schon nach wenigen Minuten werden wir mit dem ersten Panoramablick belohnt: Das Grazer Bergland breitet sich vor uns aus, in der Ferne sind bei klarer Sicht sogar die Karawanken zu erkennen.
Der Weg zum Schwoabauerkreuz führt uns vorbei an friedlich grasenden Kühen, die uns neugierig beäugen. Diese robusten Almenland-Rinder verbringen den Sommer auf den Almen und sorgen mit ihrem Weideverhalten für die Erhaltung der artenreichen Almwiesen. Ohne sie würde die Landschaft verbuschen und ihre charakteristische Offenheit verlieren.
Das Schwoabauerkreuz selbst ist eines der vielen Wegkreuze, die im Almenland zu finden sind. Sie zeugen von der tiefen Religiosität der Bergbauern und dienten früher auch als Orientierungspunkte in verschneiten Winterlandschaften – eine Zeit, bevor GPS und Wanderapps das Navigieren übernahmen.
Abstieg zum Raabursprung – Wo ein großer Fluss beginnt
Von hier aus folgen wir dem Wegweiser zum Raabursprung und tauchen in den dichten Mischwald ein. Der Weg wird schmaler, wurzeliger, und führt uns einen Kilometer steil bergab. Die 200 Höhenmeter, die wir hier verlieren, müssen wir später wieder hinauf – doch der Umweg lohnt sich unbedingt.
Der Raabursprung ist ein magischer Ort. Hier, in einer kleinen Waldlichtung, entspringt die Raab – ein Fluss, der von diesem unscheinbaren Quellgebiet aus durch die Steiermark und das Burgenland fließt, dann Ungarn durchquert und schließlich in die Donau mündet. Es ist faszinierend, an diesem Ursprung zu stehen und sich vorzustellen, dass das klare Wasser, das hier aus dem Boden sprudelt, eine Reise von über 250 Kilometern vor sich hat.
Die Quelle ist gefasst und lädt zum Verweilen ein. Das kristallklare Wasser ist trinkbar und erfrischend kühl – ein natürlicher Energiespender für den weiteren Weg. Wir füllen unsere Wasserflaschen auf und genießen die Stille des Waldes, nur unterbrochen vom sanften Plätschern des Wassers und dem Gesang der Vögel.
Wieder aufwärts – Durch Wald und Wiese
Nach einer kurzen Rast machen wir uns an den Wiederaufstieg. Der Weg führt steil durch den Wald zurück, doch die frische Waldluft und das Spiel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen lassen die Anstrengung vergessen. Zurück auf der Höhe folgen wir den gut markierten Wegtafeln des Siebenkögel-Rundwegs.
Die Landschaft im Almenland, wechselt nun zwischen schattigen Waldpassagen und offenen Almwiesen. Im Frühsommer sind die Wiesen übersät mit einer beeindruckenden Vielfalt an Blumen – von Arnika über Enzian bis hin zu verschiedenen Orchideenarten. Diese Blütenpracht lockt zahlreiche Schmetterlinge und Bienen an, die für die Bestäubung der Pflanzen sorgen.
Neben Kühen begegnen wir auf diesem Abschnitt auch einigen Pferden, die majestätisch auf den Weiden stehen. Die Noriker, eine alte österreichische Pferderasse, werden traditionell im Almenland gezüchtet und sind perfekt an das Leben in den Bergen angepasst.
Die Wanderbar – Eine willkommene Überraschung
Nach etwa fünf Kilometern erreichen wir eine charmante Überraschung am Wegesrand: die „Wanderbar“. Diese Selbstbedienungsstation bietet kühle Getränke für durstige Wanderer – ein Konzept, das auf Vertrauen basiert. Man nimmt sich ein Getränk und wirft das Geld in die bereitgestellte Kasse. Diese Art der Gastfreundschaft ist typisch für die Region ums Almenland und zeugt vom Zusammenhalt der Berggemeinschaft.
Wir gönnen uns eine erfrischende Pause und plaudern mit anderen Wanderern, die ebenfalls hier Rast machen. Der Austausch von Tipps und Erfahrungen gehört zum Wandern wie die Bergschuhe an den Füßen – und oft entstehen hier flüchtige, aber herzliche Begegnungen.
Die Wetterkreuze auf der Bründlalm – Zeugen alter Traditionen
Gestärkt setzen wir unseren Weg im Almenland fort und erreichen bald die Bründlalm mit den drei markanten Wetterkreuzen. Diese Holzkreuze haben eine lange Geschichte: Sie wurden errichtet, um Unwetter abzuwehren und die Almen vor Blitzschlag zu schützen. In einer Zeit vor meteorologischen Vorhersagen waren die Bergbauern den Naturgewalten ausgeliefert, und die Kreuze boten spirituellen Schutz.
Die Wetterkreuze stehen auf einer Anhöhe und bieten einen herrlichen Rundumblick. Im Osten erhebt sich das Grazer Bergland, im Westen grüßen die höheren Gipfel der Fischbacher Alpen. Es ist der perfekte Ort für eine ausgiebige Rast und unsere mitgebrachte Jause – wie man in Österreich die Brotzeit nennt.
Während wir unsere Brote auspacken, ziehen am Himmel einige Wolken auf, die das Licht in ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten über das Almenland verwandeln – ein Fotomotiv, das kein Wanderer verpassen sollte.
Die Sommeralmkapelle – Spiritueller Ort mit Geschichte
Weiter geht es auf breitem Weg zur idyllischen Sommeralmkapelle. Das schlichte Gotteshaus wurde 1848 erbaut und ist der heiligen Maria geweiht. Im Inneren finden sich beeindruckende Holzschnitzereien lokaler Künstler. Die Kapelle ist ein beliebter Ort für Bergmessen im Sommer und ein Zeugnis der tief verwurzelten Volksfrömmigkeit in der Region.
Vor der Kapelle laden Bänke zum Verweilen ein, und der Blick schweift über die sanften Hügel des Almenlandes. Es ist ein Ort der Ruhe und Besinnung, an dem man den Alltag hinter sich lassen kann.
Moderne trifft Tradition – Windräder am Horizont
Nach der Kapelle queren wir die Straße und wandern eine Zeit lang parallel zu ihr in Richtung Nordosten. Hier zeigt sich ein interessanter Kontrast: Am Horizont drehen sich majestätische Windkrafträder – moderne Technik inmitten traditioneller Kulturlandschaft. Die Region Almenland setzt stark auf erneuerbare Energien und versucht, Tradition und Fortschritt in Einklang zu bringen.
Die Windräder sind beeindruckende Bauwerke, deren Rotorblätter sich sanft im Wind drehen. Sie erzeugen sauberen Strom für tausende Haushalte und sind gleichzeitig zu einem charakteristischen Merkmal der Landschaft geworden.
Der Aufstieg zum Plankogel – Höhepunkt der Tour
Bei der Stoakoglhütte beginnt der anspruchsvollste Teil unserer Wanderung im Almenland: der Aufstieg zum Plankogel. Der Pfad wird steiler und führt uns über Wurzeln und Steine hinauf zum Gipfel. Die Anstrengung lohnt sich jedoch, denn mit 1.531 Metern ist der Plankogel der höchste Punkt unserer Tour und bietet eine atemberaubende 360-Grad-Aussicht.
Das Gipfelkreuz ist ein beliebtes Fotomotiv, und wir lassen es uns nicht nehmen, hier ein Erinnerungsfoto zu schießen. An klaren Tagen reicht der Blick vom Hochschwab über das Grazer Bergland bis hin zu den slowenischen Alpen – ein Panorama, das jeden Schweißtropfen des Aufstiegs wert ist.
Der Name „Siebenkögel“ bezieht sich übrigens auf die sieben markanten Erhebungen in diesem Gebiet, von denen der Plankogel die höchste ist. Die anderen „Kögel“ sind der Stoakogel, der Sattelkogel, der Hochkogel, der Moarkogel, der Rabenkogel und der Eiweißkogel – jeder mit seinem eigenen Charakter und seiner eigenen Geschichte.
Der Abstieg – Auf historischen Wegen
Der Abstieg führt uns sanft bergab in Richtung Sommeralm. Wir folgen dabei einem Teilstück des historischen Mariazellerwegs, einem der ältesten Pilgerwege Österreichs, der seit Jahrhunderten von Gläubigen begangen wird. Später wechseln wir auf den Zentralalpenweg, einen der großen österreichischen Weitwanderwege, der auf über 1.200 Kilometern von Hainburg an der Donau bis nach Feldkirch in Vorarlberg führt.
Diese Wege erzählen Geschichten von Pilgern, Händlern und Reisenden, die seit Generationen diese Routen nutzen. Es ist ein besonderes Gefühl, in ihre Fußstapfen zu treten und Teil dieser langen Tradition zu sein.
Auf unserem Weg passieren wir Weiden mit Kühen und Pferden. Die Tiere haben sich an Wanderer gewöhnt und lassen sich kaum stören. Dennoch ist Respekt geboten – besonders bei Mutterkühen mit Kälbern sollte man Abstand halten und die Weiden ruhig durchqueren.
Zurück zum Ausgangspunkt – Der Kreis schließt sich
Als wir den Holzmeister Lift wieder erreichen, wandern wir die steile Wiese hinab zur Straße und zu unserem Ausgangspunkt. Der Kreis hat sich geschlossen, und wir blicken zurück auf eine erfüllende Wanderung, die uns durch verschiedenste Landschaften des Almenland und zu besonderen Orten geführt hat.
Die 14,5 Kilometer und 580 Höhenmeter haben wir kaum gespürt, zu abwechslungsreich und beeindruckend war die Strecke. Die angegebene Gehzeit von 4:30 Stunden haben wir mit unseren Pausen und Fotostopps deutlich überschritten – doch Zeit spielt beim Wandern keine Rolle, wenn man die Natur mit allen Sinnen genießen möchte.
PRAKTISCHE INFORMATIONEN FÜR IHRE TOUR
Wegbeschaffenheit und Anforderungen
Der Siebenkögel-Rundweg verläuft größtenteils auf breiten Forstwegen und Wiesenpfaden. Lediglich das Stück zum Raabursprung ist steil und unbefestigt – hier sind Trittsicherheit und gutes Schuhwerk gefragt. Insgesamt ist die Tour als leicht bis mittelschwer einzustufen und für geübte Wanderer ebenso geeignet wie für Familien mit größeren Kindern.
Die Markierung ist durchgehend gut, sodass man sich kaum verlaufen kann. Dennoch empfehlen wir, eine Wanderkarte oder eine Wander-App mit dem eingespeicherten Track mitzunehmen.
Die beste Wanderzeit
Der Siebenkögel-Rundweg ist grundsätzlich ganzjährig begehbar, zeigt sich aber in den verschiedenen Jahreszeiten von ganz unterschiedlichen Seiten:
- Frühling (Mai/Juni): Die Almwiesen explodieren in einem Blütenmeer, die Luft ist klar, und die Temperaturen sind angenehm für längere Touren.
- Sommer (Juli/August): Perfekt für ausgedehnte Wanderungen mit Einkehr in den bewirtschafteten Almhütten. An heißen Tagen bietet der Wald willkommenen Schatten.
- Herbst (September/Oktober): Die Laubwälder färben sich bunt, die Fernsicht ist oft besonders gut, und die Almen leeren sich langsam von den Weidetieren.
- Winter: Bei ausreichend Schnee ist der Weg eine lohnende Schneeschuhwanderung. Besonders der Aufstieg zum Plankogel bietet im Winter ein magisches Erlebnis.
Einkehrmöglichkeiten
Die Stoakoglhütte ist die Haupteinkehrmöglichkeit auf der Route. Die urige Almhütte bietet deftige steirische Hausmannskost und selbstgemachte Mehlspeisen. An Wochenenden und in der Hauptsaison empfiehlt sich eine Reservierung.
Weitere Einkehrmöglichkeiten finden sich im Bereich der Sommeralm, etwas abseits der Route. Hier gibt es mehrere Gasthöfe, die regionale Spezialitäten anbieten – vom berühmten Almenland-Almochsen bis hin zu hausgemachten Käsespezialitäten.
Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse
Neben den bereits beschriebenen Highlights bietet die Region Almenland rund um den Siebenkögel-Rundweg weitere Attraktionen:
- Raabursprung: Die Quelle eines bedeutenden Flusses, mystischer Ort im Wald.
- Sommeralm: Traditionsreiche Almsiedlung mit langer Geschichte.
- Wetterkreuze: Kulturhistorische Zeugnisse des Volksglaubens.
- Plankogel (1.531 m): Höchster Punkt der Tour mit grandiosem Panorama.
- Almtiere: Begegnungen mit Kühen, Pferden und mit etwas Glück auch Wildtieren.
- Teichalm: In der Nähe gelegen, mit dem größten Almseengebiet Europas.
Anreise und Parken
- Mit dem Auto: Ausreichend Parkplätze stehen am Holzmeister Lift zur Verfügung. Die Anfahrt erfolgt über Passail oder Weiz.
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Buslinie 8163 fährt bis zur Haltestelle „Sommeralm Holzmeister“. Die Verbindungen sind allerdings begrenzt, daher empfiehlt sich eine vorherige Planung.
Ausrüstungstipps
Auch wenn der Siebenkögel-Rundweg technisch nicht anspruchsvoll ist, sollten Sie folgende Ausrüstung nicht vergessen:
- Feste Wanderschuhe mit gutem Profil
- Wetterfeste Kleidung (auch bei Sonnenschein eine Regenjacke einpacken)
- Ausreichend Wasser (mind. 1,5 Liter pro Person)
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme)
- Kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung
- Wanderkarte oder Smartphone mit geladener Wander-App
- Fotoapparat für die zahlreichen Fotomotive
FAZIT: EIN WANDERJUWEL FÜR GENIESSER
Der Siebenkögel-Rundweg ist eine Wanderung, die wir uneingeschränkt empfehlen können. Sie vereint moderate Anforderungen mit großartigen Landschaftserlebnissen und kulturhistorischen Besonderheiten. Die Tour eignet sich perfekt für einen ausgedehnten Wandertag und bietet Einblicke in die faszinierende Welt des Almenlandes.
Was diese Wanderung besonders macht, ist ihre Vielseitigkeit: Naturliebhaber kommen ebenso auf ihre Kosten wie Kulturinteressierte, Fotografen finden zahllose Motive, und Genusswanderer freuen sich über die moderate Steigung und die Einkehrmöglichkeiten.
Der Siebenkögel-Rundweg ist ein Paradebeispiel dafür, was die steirischen Almen so besonders macht: die harmonische Verbindung von Natur und Kultur, von Tradition und Moderne, von Anstrengung und Genuss. Wer diese 14,5 Kilometer gewandert ist, hat nicht nur eine schöne Tour absolviert, sondern auch ein tieferes Verständnis für die einzigartige Kulturlandschaft des Almenlandes gewonnen.
Also, Wanderschuhe schnüren und los – das Almenland wartet auf Sie!