Auf dem Weststeirischen Jakobsweg: Von Bärnbach über Edelschrott nach Modriach

Die dritte und vierte Etappe des spirituellen Wanderwegs durch die Weststeiermark
Der Weststeirische Jakobsweg, ein Teilstück des europäischen Jakobswegnetzes, führt Pilger und Wanderfreunde durch die malerische Landschaft der Weststeiermark. Nachdem wir in unserem vorherigen Artikel die ersten beiden Etappen von Thal nach Bärnbach erkundet haben, widmen wir uns nun den Etappen drei und vier, die von Bärnbach über Edelschrott bis nach Modriach führen.
Dritte Etappe: Bärnbach nach Edelschrott (17 km)
Die dritte Etappe beginnt in Bärnbach, wo die berühmte Hundertwasser-Kirche mit ihren bunten Fassaden und goldenen Kuppeln einen markanten Startpunkt bildet. Von hier aus führt der Weg zunächst in Richtung Maria Lankowitz, wobei man die Stadt auf gut markierten Pfaden verlässt und allmählich in die grüne Landschaft der Weststeiermark eintaucht.
Nach etwa 4 Kilometern erreicht man Maria Lankowitz mit seiner bedeutenden Wallfahrtskirche, die der Heiligen Maria geweiht ist. Die Kirche, ein barockes Juwel aus dem 17. Jahrhundert, beherbergt eine Sammlung von Votivgaben und ist ein wichtiger spiritueller Ort für Pilger. Ein kurzer Abstecher lohnt sich, um die prachtvolle Innenausstattung und die Ruhe des Ortes zu genießen.
Von Maria Lankowitz führt der Weg weiter durch sanft ansteigende Wiesen und Felder. Die Landschaft öffnet sich immer wieder und bietet beeindruckende Ausblicke auf die umliegenden Hügel und Täler. Nach weiteren 5 Kilometern erreicht man den Hirzmann-Stausee, eine künstlich angelegte Wasserfläche, die heute ein beliebtes Naherholungsgebiet ist. Der See, umgeben von dichten Wäldern, bietet eine idyllische Kulisse für eine wohlverdiente Rast.
Nach dem Stausee wird der Anstieg merklich steiler. Auf den nächsten 4 Kilometern überwindet man einen Höhenunterschied von etwa 400 Metern. Der Weg führt durch dichte Nadelwälder, die im Sommer angenehmen Schatten spenden. Immer wieder öffnen sich Lichtungen, die spektakuläre Ausblicke auf die steirische Berglandschaft freigeben. Die Anstrengung des Aufstiegs wird durch diese Panoramen mehr als entschädigt.
Der letzte Abschnitt der Etappe führt über sanfte Hügel und durch kleine Waldstücke, bevor man schließlich nach insgesamt 17 Kilometern Edelschrott erreicht. Die Pfarrkirche von Edelschrott, dem Heiligen Nikolaus geweiht, ist ein schlichter, aber eindrucksvoller Bau, der zum Verweilen und zur Reflexion einlädt. Der Ort selbst bietet mit seinen gemütlichen Gasthöfen eine willkommene Gelegenheit zur Erholung nach dem anstrengenden Tag.
Vierte Etappe: Edelschrott nach Modriach (15 km)
Die vierte Etappe beginnt in Edelschrott und führt zunächst leicht bergauf in Richtung Norden. Der Weg verläuft anfangs entlang von Wiesen und Feldern, bevor er nach etwa 3 Kilometern in einen dichten Mischwald eintaucht. Hier steigt der Pfad kontinuierlich an und überwindet in den nächsten 5 Kilometern einen Höhenunterschied von etwa 300 Metern.
Der Waldweg ist gut ausgebaut und führt durch abwechslungsreiche Vegetation. Besonders im Frühjahr, wenn die ersten Waldblumen blühen, und im Herbst, wenn das Laub in allen Farben leuchtet, ist dieser Abschnitt ein wahres Naturerlebnis. Immer wieder öffnen sich Lichtungen, die Ausblicke auf die umliegende Bergwelt bieten.
Nach etwa 8 Kilometern erreicht man den höchsten Punkt der Etappe. Von hier aus führt der Weg leicht abwärts durch weitläufige Waldgebiete. Die Stille des Waldes, unterbrochen nur vom Gesang der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Baumkronen, lädt zur Meditation und inneren Einkehr ein – ganz im Sinne einer Pilgerwanderung.
Die letzten 4 Kilometer führen durch eine offene Landschaft mit Wiesen und einzelnen Bauernhöfen. Die sanften Hügel der Weststeiermark breiten sich vor dem Wanderer aus und bieten ein malerisches Panorama. Schließlich erreicht man nach insgesamt 15 Kilometern das kleine Dorf Modriach.
Die Pfarrkirche von Modriach, ein schlichter Bau aus dem 15. Jahrhundert, bildet den Endpunkt dieser Etappe. Das Innere der Kirche besticht durch seine ruhige Atmosphäre und lädt zum Verweilen und zur Reflexion ein. Das Dorf selbst ist ein typisches steirisches Bauerndorf, das mit seiner authentischen Atmosphäre einen starken Kontrast zum hektischen Alltag bildet.
Unterkünfte und Verpflegung

Entlang dieser beiden Etappen finden Pilger und Wanderer verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten. In Maria Lankowitz gibt es mehrere Gasthöfe und Pensionen, die speziell auf die Bedürfnisse von Pilgern eingestellt sind. In Edelschrott stehen neben Gasthöfen auch private Zimmervermieter zur Verfügung, die oft einen Pilgertransfer zum nächsten Etappenziel anbieten.
In Modriach ist das Angebot an Unterkünften begrenzter, aber es gibt einige Privatunterkünfte und einen Gasthof, die Pilgern Obdach bieten. Es empfiehlt sich, Reservierungen im Voraus zu tätigen, besonders während der Hauptsaison von Mai bis September, da die Unterkünfte entlang des Weges begrenzt sind.
Verpflegungsmöglichkeiten gibt es in den größeren Ortschaften wie Maria Lankowitz und Edelschrott, wo mehrere Gasthäuser regionale Spezialitäten anbieten. In Modriach ist das gastronomische Angebot beschränkter, aber der örtliche Gasthof bietet herzhafte steirische Küche. Für die Strecken zwischen den Ortschaften sollten Wanderer ausreichend Wasser und Proviant mitnehmen, da es unterwegs kaum Einkehrmöglichkeiten gibt.
Praktische Hinweise
Die beste Zeit für eine Wanderung auf diesen Etappen des Weststeirischen Jakobswegs ist von April bis Oktober. In den Sommermonaten kann es sehr warm werden, daher ist ein früher Start am Morgen empfehlenswert. Im Frühjahr und Herbst sollte man auf wechselhaftes Wetter vorbereitet sein.
Festes Schuhwerk ist unerlässlich, da einige Abschnitte des Weges über unebenes Gelände führen. Auch wetterfeste Kleidung sollte im Gepäck nicht fehlen, da das Wetter in der Region schnell umschlagen kann. Ein Wanderstock kann besonders bei den steileren Anstiegen und Abstiegen eine wertvolle Hilfe sein.
Die Wege sind durchgehend gut markiert mit dem typischen Jakobsweg-Symbol, der gelben Muschel auf blauem Grund. Zusätzlich finden sich an wichtigen Kreuzungen Hinweisschilder, die den weiteren Verlauf des Weges anzeigen. Eine detaillierte Wanderkarte oder ein GPS-Gerät kann dennoch nützlich sein, besonders bei Nebel oder schlechter Sicht.
Spirituelle Dimension
Der Weststeirische Jakobsweg ist nicht nur eine Wanderroute, sondern auch ein spiritueller Pfad. Die Kirchen und Kapellen entlang des Weges laden zur Einkehr und Besinnung ein. Viele Pilger nutzen die Zeit des Wanderns für Meditation und innere Reflexion. Die Stille der Natur, besonders in den ausgedehnten Waldgebieten zwischen Edelschrott und Modriach, bietet dafür den idealen Rahmen.
Die dritte und vierte Etappe des Weststeirischen Jakobswegs führen durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die von sanften Hügeln, dichten Wäldern und idyllischen Dörfern geprägt ist. Sie bieten sowohl für erfahrene Wanderer als auch für spirituell Suchende ein eindrucksvolles Erlebnis. Die Kombination aus körperlicher Herausforderung, kulturellen Entdeckungen und spirituellen Momenten macht diese Etappen zu einem unvergesslichen Teil des Jakobswegs durch die Steiermark.
Wer sich auf diese Etappen begibt, wird nicht nur die Schönheit der steirischen Landschaft erleben, sondern auch die Gastfreundschaft der Menschen und die reiche kulturelle Tradition dieser Region kennenlernen. Der Weg lädt ein, den Alltag hinter sich zu lassen und sich auf eine Reise zu begeben, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich bereichert.
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